Freitag, 9. Januar 2015

Ich bin nicht Charlie Hebdo!

Nach meiner Krankheit bin ich nun wieder „einsatzfähig“ und wollte einen Artikel zu Pegida schreiben und veröffentlichen. Beim Fehlerlesen geschah ein Anschlag in Paris und mein schöner Artikel war komplett veraltet!

Gestern und Vorgestern waren wir alle Charlie, doch heute kehrt so langsam wieder Ruhe ein. Zeit einmal darüber nachzudenken was passiert ist und warum wir alle eben nicht Charlie sind, wie viele Zeitungen gestern noch getitelt haben.

Wir sollen uns die Toten nicht zu nutze machen, nicht vereinnahmen, war eine häufige Botschaft in allen Leitmedien. Weder Pegida noch sonst jemand sollte es tun, doch vereinnahmt haben sie alle, besonders auch unsere Medien. Wie viele unterstellten man hätte auch Charlie Hebdo als Lügenpresse bezeichnet. Ich verstehe dass dieser Lügenpresse-Vorwurf, nach allen anderen schlechten Nachrichten für unsere Presselandschaft, sie besonders hart trifft. Doch auch das ist eine Vereinnahmung, sie sagt nichts anderes wie: Wir sind wie sie, wir kämpfen für Freiheit. Doch Charlie Hebdo war mehr als das, es war ein immer neues überschreiten von Grenzen des Möglichen, es war eine immer währende Provokation der Mächtigen, auch der mächtigen Religionen. Für dieses erkämpfen von Freiheit haben am Mittwoch Menschen mit dem Leben und mit ihrer Gesundheit bezahlt!

Heute kritisiert die FAZ zu Recht die amerikanischen Medien, die feige Abbildungen verpixeln. Doch wenn die FAZ schreibt:

die Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“ schrieb gleich „Freiheit kann man nicht erschießen“ und räumte kurzerhand ihre komplette Titelseite für besonders scharfzüngige Karikaturen der französischen Satirezeitschrift frei.



ist das bei genauerer Betrachtung nur die halbe Wahrheit. Die FAZ bezeichnet ein Bild, auf dem Mohamed sagt, „100 Peitschenhiebe für den der sich nicht totlacht“, als Anlass für die Extremisten eine Bombe auf das Verlagsgebäude zu zünden. Doch Charlie Hebdo hatte noch viel schärfere Waffen parat, wie dieses stumpfe Titelbild, das zu einer Sonderausgabe „Charia Hebdo“ gehörte, die sich auf den arabischen Frühling und die Vereinnahmung von fundamentalen Muslimen bezog.

 





Ein Bild, auf dem sich Mohamed nackt räkelt und sagt, „Und mein Arsch? Liebst Du meinen Arsch?“ wird muslimische Gläubige mehr erzürnt haben wie eines, auf dem ihr Prophet von Peitschenhieben für Totlachen spricht.



Eine andere Karikatur, auf dem ein Mohameddarsteller zu einem Regisseur sagt, „Hatte Mohamed wirklich Sex mit einem Schweinekopf?“, die Antwort, „Nein, aber ich habe nicht das Geld um eine 9jährige Prostituierte zu bezahlen, man“. 




Die Anspielung zum für Muslime unkoscheren Schwein, Sex des Propheten und zum alter seiner letzten Ehefrau dürfte sogar noch einmal vorherige Zeichnung übertroffen haben… Wer übrigens eine Abschaffung des „Blasphemieparagraphen“ fordert, wie gerade taz und Spiegel, der verkennt, das auch Charlie Hebdo sich immer wieder vor der Justiz wegen Klagen von Privatpersonen und Religionsgemeinschaften wehren musste, das sogar das Vorgängermagazin Hara-Kiri mehrfach verboten wurde, weshalb übrigens Charlie Hebdo gegründet wurde.


Wer das zeichnet, muss Taten folgen lassen...
Und wer Karikaturen wie diese als Antwort hat, der muss auch bereit sein den Schritt zu gehen, den Charlie Hebdo gegangen ist! Wer diesen Schritt gehen möchte, der muss immer wieder ausloten wie weit man gehen darf und wo sich einem Knüppel, oder in diesem Fall Kalaschnikows in den Weg stellen und mit einer neuen Karikatur diese Knüppel weglachen…

Pediga und die „Lügenpresse“
Deniz Yücel, einer der wenigen Journalisten in Deutschland dem ich noch meine volle Achtung entgegen bringen kann, hat gestern wieder einmal meine Sichtweise verändert/erweitert, wenn er Tucholsky ins Spiel bringt und bei den getöteten Satirikern von Gekränkte Idealisten“ spricht, von Humanisten.

Ihr Antrieb war die Verzweiflung über inhumane Verhältnisse in der Welt, gegen die sie ihre Waffe richteten: den Humor.

Sicherlich hätten sie, wenn ich nur bekannt genug wäre, gegen mich ihre Waffe des Humors gerichtet und mich mit ihrer spitzen Feder aufgespiesst, genau so wie sie jeden und alles aufs Korn genommen hätten, auch Deniz Yücel, wenn es hätte sein müssen. Ich kann verstehen dass ein Journalist, der in den Kommentaren immer wieder als Türke oder Muslim angegriffen wird Pegida noch kritischer gegenübersteht wie andere.

Ja, Pegida zieht viele rechte Spakos, rechtsextreme Arschgeigen, Nazis und sonst etwas in ihren Bann. Ja, man kann und muss verurteilen dass diese von einer Bürgerbewegung, als die sich Pegida versteht, nicht ausgegrenzt werden, dass diese Pagida vereinnahmen wollen. Doch ist das alles? Wo ist hier der Humanismus von dem Deniz Yücel schreibt, wo ist hier eine humanistische Position gegenüber den anderen Menschen bei Pegida? Wo bitte ist ein kritischer Blick auf seine eigene Arbeit?

Also, fangen wir an:


Stellen wir uns vor obiger Satz würde so auf einer Kundgebung von Pegida auftauchen, die deutsche Presse würde ihn aufgreifen und als Beweis für die totale Verblendung dieser Spakos heranziehen! Doch dieser Satz stammt nicht von Pegida-Anhängern, dieser Satz wurde 1987 unter einem Franz-Josef Strauss, einem anderen bekloppten Patrioten in einer anderen bekloppten Volksbewegung, formuliert! Dass diese Forderung nicht einmal annähernd mit unserem Grundgesetz in Einklang zu bringen ist, hat diesen Strauss genau so wenig interessiert wie der Rest seiner Patriotentruppe. Aber auch die heutigen Patrioten dieser Volksbewegung formulieren Sätze wie


Wer so einen Quell ausländerfeindlicher Parolen verbreitet, der an Dummheit kaum überboten werden kann, gehört übrigens zu Koalitionsgesprächen eingeladen! Dass die heutige CSU eine Zuwanderung in die Sozialsysteme, wie übrigens die AfD auch, ablehnt, versteht sich aus einem bayrischem Selbstverständnis genau so, wie eine von zugezogenen erwartete Identifikation mit „bayrischen Werten“, welche auch immer das sein sollen. Ob Lederhose und Dirndl dazu gehören, ob Weißwurstesszwang herrscht, ist fraglich! Ganz wichtig ist jedoch, wer in Bayern nicht CSU wählt sollte auf jeden Fall abgeschoben werden, mindestens bis nach NRW, wenn nicht gar bis nach Bremen.

Zwischen obigen beiden Beispielen hat uns ein patriotischer Edmund Stoiber noch die Leithammeldebatte beschert, ein gewisser Patriot Beckstein wollte die Gesinnungsprüfung für ausländische Studenten und auch Asylschnellverfahren um Wirtschaftsflüchtlinge schnell abschieben zu können, möchten die bayrischen Patrioten gerne und genau so schnell ein- wie sie „Asylbetrüger“ ausführen möchte. Alles was von der CSU in Anträge gegossen an die Öffentlichkeit gekommen ist, ist mit Sicherheit nur die Spitze eines ausländerfeindlichen Eisberges, ist nur die Spitze von Fremdenangst und –hass der diese bayrischen Patrioten umtreibt.

Wie viele Stammtischpolitiker der CSU unverhohlen noch die Einführung des Schwulenparagraphen fordern, wie viele glauben Ausländer, die sich hier nicht anpassen und auch gefälligst Schweinshaxen essen sollen, müssen abgeschoben werden, kann man bei obigem Beispielen wirklich nur noch auf gefühlt 100% schätzen. In jedem Fall muss man bei solchen Forderungen davon ausgehen, dass die Zahl der Bekloppten in der CSU, im Vergleich zu anderen Organisationen, überproportional hoch ist! All das ist jedoch kein Grund für die Merkeltruppe, die SPD oder die Grünen, nicht mit der CSU im Bundestag zusammen zu arbeiten! Niemand würde der CSU vorwerfen sich mit Nazis gemein zu machen, obwohl nicht klar ist wer gerade wen rechts überholt, die CSU die NPD oder umgekehrt. Trotz solcher Forderungen aus der CSU kommt von Merkel keine explizite Erwähnung in der Weihnachtsansprache mit Worten wie Vorurteile, Kälte, ja, sogar Hass in deren Herzen. Da ist Friede, Freude, Koalitionsgespräche und Politikzirkus as usual.

Liest man sich nun das Positionspapier von Pegida durch, so könnte man glauben die CSU light hat hier eine Variante der CSU Positionen vorgestellt. Und wenn Domprobst Norberd Feldhoff aus Köln den Dom nicht anstrahlt, weil einige verwirrte „europäische Patrioten“ dort demonstrieren, dann ist das in meinen Augen doppelt unverständlich. Zum einen bemängelt die Kirche eben nicht die gleichen ausländerfeindlichen Parolen bei der „Christlichen“ SU, die jetzt sogar dazu übergehen wollen Menschen die Staatsangehörigkeit zu entziehen, wenn sie noch eine zweite Staatsangehörigkeit haben, obwohl, mit von einigen Ausnahmen abgesehen, eine doppelte Staatsbürgerschaft in Deutschland eh zum Entzug der Deutschen Staatsbürgerschaft führt. Zum anderen wollen einige Kirchenvertreter selbst z. B. im Bezug auf Schwule, gleiches betreiben, nämlich das zurückdrängen ins Private, was mache Pegidaristen im Bezug auf den Islam anstreben. Islam ja, aber bitte nicht an jeder Ecke ne Moschee und auf keinen Fall ein Minarett! Dafür dürfen sich bei Pegida vor dem nicht vorhandenen Minarett Schwule öffentlich küssen und heiraten. Jeder soll bitte selber entscheiden bei wem die Lichter eher ausgehen sollten…

Lügenpresse, Lügenpresse!
Die deutsche Presselandschaft hatte nie Angst sich mit den „richtigen“ Rattenfängern gemein zu machen. Populismus ja, aber wir bestimmen wer Populist ist und wer nicht, das war und ist das Credo der deutschen Medien!

Wer immer wieder islamophobe Kritiker wie Alice Schwarzer in Talkshows einlädt und ihnen einen Platz in Zeitungen verschafft, der darf sich nicht wundern, wenn diese Hassparolen auf fruchtbaren Boden fallen! Wer den Menschen etwas von „Kopftuch als Flagge des Islam“ vorsetzt, der alle Familien in denen die Frau aus religiöser Überzeugung ein Kopftuch trägt unter Generalverdacht stellt, wer vor einem aggressiven politischem Islam warnt, ohne kritische und gut informierte Gegenrede zu organisieren, der muss und darf sich nicht wundern, wenn diese Parolen auf fruchtbaren Boden fallen und Ängste bei Menschen auslösen oder verstärken. Ebenso die Debatte um Frauenhäuser als Schutzraum für Muslima, die vor prügelnden noch in Anatolien verhafteten Familienstrukturen flüchten. Wer Zwangsheirat und Ehrenmord, das zwar ein ernstzunehmendes aber doch ein Randproblem in Deutschland ist (84 Fälle in 20 Jahren!!!), immer wieder in breiter Öffentlichkeit als Problem von nicht integrierten Muslimen diskutiert, der arbeitet nicht gegen, sondern für eine Ausgrenzung von muslimischen Mitmenschen! Menschen sehen nur die Probleme, die Millionen gut integrierter Muslime sehen sie nicht und können sie vor lauter „Problemen“ auch nicht sehen! Evtl. hat auch deshalb niemand in der franz. Presse das Wort Muslim in den Mund genommen!

Sieht man sich das Positionspapier von Pegida einmal genauer an, so fallen einem Punkte auf die durch die Berichterstattung der Presse in der letzten Zeit erst in die Wahrnehmung gedrungen sind. So heißt es z. B. in Punkt [16]

PEGIDA ist GEGEN das Zulassen von Parallelgesellschaften/Parallelgerichte in unserer Mitte, wie ShariaGerichte, Sharia-Polizei, Friedensrichter usw.

Die Debatte um Friedensrichter ist breit, und mit Konsens durch alle Parteien geführt worden. Keine Paralleljustiz, bei einigen Politikern sogar bis hin zur FREIWILLIGEN Gerichtsbarkeit! Aber auch deutsche Familienrichter orientierten sich ja bisweilen, z. B. mit interessanten Ansichten zur Prügelstrafe, eher an der Sharia als am Grundgesetz. In wie weit nun in Deutschland Parallelgesellschaften entstanden sind, anscheinend besonders stark in deutschen Gerichten, in wie weit diese sich von unserer Rechtsordnung und von unserem Rechtsstaat entfernt haben, sollte genau untersucht werden, ehe man als Politiker und Journalist mit solchen Thesen an die Öffentlichkeit geht. Die Parallelgesellschaften und -justiz wurden aber durch die undifferenzierte Berichterstattung in der Presse erst als Bedrohung hochgejubelt. Die gleiche Presse die Probleme hochgejubelt hat, schreibt aber jetzt über die Leser, die diese Probleme für bare Münze nehmen und sie als bedrohlich empfinden, das sie bekloppte Rassisten sind. Frei nach Adenauer „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern…“ Doch wie viele Muslime in Parallelgesellschaften gibt es in Deutschland? Wie groß ist das Problem? Darüber erfährt man wenig bis nichts, es sei denn man nimmt den Verfassungsschutzbericht zur Hand. Seriöser Journalismus sieht anders aus…

Aber auch an Punkt [18] und [19] des Positionspapiers, in dem es um religiösen oder politischen Radikalismus und um Hassprediger geht, hat die deutsche Medienlandschaft einen erheblichen Anteil. Es genügt sich die Berichterstattung um die salafistische Bewegung und besonders die um ihren bekanntesten Prediger Pierre Vogel anzusehen, um diesen Schluss nahe zu legen. War es nicht auch jemand von der CDU/CSU der die Ausweisung dieser Hassprediger gefordert hat und wenn ja, wo war da der Vorwurf rechtsextrem zu sein? Denn sein wir ehrlich, Piere Vogel können wir nur von Deutschland zurück nach Deutschland abschieben. Aber auch der Kalif von Köln machte ja seiner Zeit Schlagzeilen und zeigte, wie schwerfällig doch ein Rechtsstaat sein kann und muss, wenn er denn einer bleiben will. Auch der Skandal um die König-Fahd-Akademie in Bonn, in der ein Lehrer mal eben zum Dschihad aufgerufen hat, trägt mit Sicherheit nicht zu einer Akzeptanz des Islam bei diesen Menschen bei. Und auch die von salafistischen Bekloppten installierte Sharia Polizei löst bei Menschen nun einmal Ängste aus, besonders wenn sich unserer Rechtsstaat machtlos zeigt.

Wenn die Mozartoper „Idomeno“ absagt wird, weil die Intendantin nach einer Warnung des LKA Angst um Leib und Leben für sich und das Ensemble haben muss, zeigt, das Pegida anscheinend nicht in den luftleeren Raum hinein phantasiert hat (und auch das eben nicht alle Charlie sind), sondern dass es eine wirkliche Bedrohung unserer Werte gibt und gab. Hier könnte man noch weiter zurück gehen bis hin zu Rudi Carell und Salman Rushdi.  Die letzten Ereignisse von vorgestern, bei denen auch zwei Polizisten, einer davon übrigens Moslem, getötet wurden, zeigen, dass der staatliche Schutz anscheinend nicht ausreicht, aber auch niemals ausreichend sein kann, wenn wir keinen Polizeistaat wollen.

Der Mann rechts im Bild hat keine Zeit mehr bekommen um noch Charlie zu werden, er verteidigte aber die Werte von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, für die er, trotz seiner Religion, mit dem Leben bezahlen musste! Links sehen Sie einen Spako... 
Doch welche Antworten hat die Politik hierauf jetzt und heute? Das der Verfassungsschutz die 3- bis 7-Tausend Salafisten in Deutschland beobachtet ist ja gut und nett, doch was tun wir gegen diese „Bedrohung“ sonst noch? Das sind Fragen die sich Menschen in Dresden, Köln, Bonn, Hamburg und in der Uckermark nun einmal stellen. Wie garantiert unser Staat dass mein Sohn nicht eines Tages nach der Sharia abgeurteilt wird, wie verhindern wir dass diese paar Tausend Bekloppten an die Macht kommen oder überhaupt eine Machtposition aufbauen. Das sind, finde ich, legitime Fragen an die Politik, auf die unsere Presse eine Antwort liefern könnte!

Doch anstatt nun den Menschen die Größe der Bedrohung klar zu machen, also von 3 bis 7-tausend Bekloppten, in drei bis fünf verschiedenen islamischen Strömungen zu reden, die eine verschwindend geringe Masse angesichts von Millionen von Deutschen sind, die eine verschwindend geringe Masse im Vergleich zu Millionen von gut integrierten Muslimen sind, brandmarkt man lieber die Fragesteller als rechte Ausländerfeinde. Wer solche Fragen nicht öffentlich diskutiert, wer die Fragesteller als Rechte brandmarkt, braucht sich nicht wundern, wenn demnächst mal im Bundestag das Licht aus- und im Führerhauptquatier wieder angeht, weil sich diese Menschen dann doch in einer Bedrohung gesehen haben, aus der die Volksparteien keine Lösung aufzeigten. Leider würde dann das Licht nicht ausgehen um ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen, sondern als Zeichen für ein, wir waren mal wieder zu doof für Demokratie!

Wenn, wie jetzt gerade in Frankreich, Moscheen angegriffen werden, wenn Brandsätze geschleudert und Bomben gelegt werden, dann erwarte ich von der Presse nicht nur eine Verurteilung der Brandstifter, sondern auch eine Relativierung! Eine Relativierung nicht der Bombenleger, sondern der Muslime, die hier friedlich leben und deren Religion durch das Attentat auf Charlie Hebdo jetzt unter Generalverdacht steht. Wo ist der offene Brief von 240 Islamgelehrten, der sich gegen den ISIS-Terror und deren „Lehre“ wendet an exponierter Stelle in der Presse behandelt worden? Wo sind die Worte der franz. Imame, die selbst gegen Charlie Hebdo wegen Verunglimpfung ihrer Religion geklagt haben, die sich aber nicht zu fein waren sofort zum Tatort zu eilen um ihren Respekt den Toten und ihrer Abscheu der Tat gegenüber Ausdruck zu verleihen! Starke Worte übrigens, die zeigen wie froh sie sind in einer freiheitlichen Demokratie zu leben. Und das ist die Botschaft die wir verbreiten müssen, der Islam ist jetzt nicht nur ein Teil Deutschlands, die meisten Muslime und ihre Form des Islam sind auch mitten in unserem Rechtsstaat angekommen!

Es geht bei Pegida eben nicht um abstrakte Ängste, es geht oftmals um konkrete Probleme, bis hin zum Asylbewerberheim an der Ecke! Es geht oft eben nicht um Überfremdung an sich, sondern darum, dass Menschen, die unsere Grundrechte nicht achten wollen, die diese Grundrechte durch ihre religiösen Gesetze ersetzen wollen, in die Schranken zu weisen. Wer diese Probleme aber immer aufbauscht, wer sie immer wieder als ein Problem des Islam hinstellt und wer islamophoben HetzerInnen eine Platform bietet, der darf sich nicht wundern, wenn Menschen den Islam und damit jeden Muslim als verdächtig ansehen!

Freitagsgebit in Saint Denis, vor dem Gebetsraum zeigt man, das auch hier alle Charlie sind, man zeigt Solidarität, man vereinnahmt nicht...

Ich bin fest davon überzeugt, würde der Zentralrat der Muslime morgen zu einer Demonstration aufrufen, die sich gegen genau die von Pegida geäußerten Ängste richtet, gegen einen „politischen“ Islam und hin zu einem Bekenntnis für den Rechtsstaat, würden viele Pegidaristen Hand in Hand mit Muslimen und nicht religiösen Migranten über die Strasse schreiten. Da dies leider nicht passiert, sehen die Bekloppten bei Pegida nur die Bekloppten auf der anderen Seite. Die Millionen gut integrierten Muslime sehen sie nicht, können sie nicht sehen, denn diese gehen unter in der kleinen, aber immer in den Medien präsenten Gruppe von religiösen Wirrköppen… Würde der Zentralrat der Muslime zu solch einer Demonstration aufrufen, dann gehörte der Islam nicht nur zu Deutschland, dann wäre auch kenntlich gemacht dass dieser Islam hier in der Mitte unseres Rechtsstaates angekommen ist!

Dass ein solches Gebaren nicht ganz abwegig ist, zeigt wieder einmal Frankreich, wo Muslime sichtbar und offen den Schulterschluss mit dem demokratischen Rechtsstaat vollzogen haben. Selbst die Front National wendet sich in Frankreich nicht gegen Muslime an sich, sondern nur gegen mehr neue Einwanderung. Evtl. sollten wir einmal über die Grenze schauen um zu sehen wie Integration funktioniert, nämlich von beiden Seiten aus. Willkommenskultur und Offenheit, Neugier und Dialog gehören dazu.

Diesen offenen Dialog verweigert man leider Pegida, anscheinend weil sie sich nicht als bekloppte bayrisch patriotische Partei verortet, sondern „unkoordiniert“ als genau so bekloppte Volksbewegung daherkommt, bei der auch rechtsextreme Spinner mitlaufen. Und ich wette, würde man bei Pegida genau hinsehen, würde man feststellen, das ein Grossteil der Menschen eben die Wähler sind, die nach dem Schwenk der CDU hin zur Mitte, jetzt heimatlos gewordene sind.

Vor dem Volk hatte man in diesem Land aber immer Angst…Bis dahin können wir nur hoffen dass im Bundestag nicht das Licht aus-, sondern einigen einmal eines aufgeht!

Und wenn der Spiegel schreibt:

Das zentrale Merkmal der Aufklärung ist, alles hinterfragen zu dürfen. Das Licht der Vernunft soll in jeden Winkel scheinen, um Unterdrückung, Aberglaube, Intoleranz und Vorurteile zu überwinden. Und das stört all jene, die manche Bereiche lieber im Dunkeln lassen wollen.

Dann frage ich mich, wo ist diese Aufklärung in der Presse zu finden? Wo kann ich kritische Artikel über MaleTears, KillAllMen und sonstige feministische Themen sehen und lesen? Warum lese ich nur auf Heise etwas über das „Verbot“ von Feminismuskritik durch die EU? Wo lese ich, dass heute in Berlin 25% der Täter bei häuslicher Gewalt in der PKZ, also im Hellfeld, Frauen sind, aber alle Hilfsmassnahmen immer noch nur für Frauen gelten. Warum gibt es keine Studien der BRD zu Gewalt gegen Männer im öffentlichen Raum? Warum reicht es für die Presse aus wenn zwei Gender Profesorinen im Tagesspiegel keine Belege für die Wissenschaftlichkeit von Gender vorlegen aber gegen ihre Kritiker krude Vorwürfe vorbringen dürfen? Warum kann die Zeit unwidersprochen undifferenzierten Mist verbreiten? Warum wird Anne Wizorek und auch Tussikratie überall besprochen, das neue Feminismuskritische Buch von Arne Hoffmann, mit guten Belegen jedoch nicht? Warum wird über 200 entführte Mädchen berichtet, aber über die vorher getöteten Jungs nicht?

Ja, auch vor der Männerbewegung, wenn sie denn mal in die Öffentlichkeit gekommen wäre, hätte Charlie Hebdo nicht halt gemacht. Charlie Hebdo stand immer und überall gegen jede Form des Establischtment!



Gerade deshalb finde ich diesen Aufruf der "Zeitungsverleger" mehr als anstössig und für seine Ziele vereinnahmend, etwas das Ihr nicht wolltet!!! Charlie Hebdo war alles, für alles, gegen alles, Islamfreundlich, Islamophob, es war nur eines nicht, nie Mainstream!


Ich weiss, ich bin nicht Charlie Hebdo, mir würde der Mut fehlen, spätestens nach dem ersten Brandanschlag wäre schluss, doch seid Ihr es liebe Mainstreampresse?

Wer eine kritische Analyse der auch nicht ganz koscheren Ziele von Pegida lesen möchte, kann das übrigens hier tun! Trotzalledem, wer Menschen ausgrenzt kann keinen Dialog, sondern nur einen Monolog führen!

PS:
Falls dieser Beitrag etwas emotionsgeladen ist, so liegt es evtl. daran, dass die Schule meines Sohnes in Vincennes, nicht weit des jüdischen Supermarktes liegt, in dem auch ein Kind als Geisel gefangen gehalten wurde. Ich werde jetzt erst einmal versuchen herauszufinden ob dieses Kind die Geiselnahme überlebt hat. Doch eines ist Sicher, hier wird gerade ein Coctail mit allen Religionsgemeinschaften gemixt!!!

3 Kommentare:

  1. Ohne Beleidigungen geht heute wohl nix mehr... schade.

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  2. "Nach meiner Krankheit bin ich nun wieder „einsatzfähig“ und wollte einen Artikel zu Pegida schreiben und veröffentlichen."

    Schön das zu lesen.

    Und ein sehr guter Artikel.

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