Ich habe Fragen zum Feminismus gestellt, die ich nun selbst, leider etwas verspätet beantworten möchte, nachdem ich nun endlich, nach dem Ausräumen der Küche und dem mehrmaligen Wischen des Kinderzimmers und dem leeren von Eimern etwas Zeit gefunden habe.
Mein Verhältnis zum
Feminismus ist gespalten, zum einen erkenne ich den Sinn von Feminismus, auch
des Schwarzer-Feminismus an. So sah ich z. B. vor ein paar Zeit in einem
Hotelzimmer eine uralte Sendeung, in der Männer befragt wurden, wie sie es mit
dem Autofahren bei Frauen halten. Die Ergebnisse dieser TV Aufnahmen, die noch
Schwarz/Weiss sind, sowohl von den Farben als auch von der Sichtweise der
Männer, zeigt für mich, dass es einen Grund für einen radikalen Feminismus
durchaus gibt. Selbst ein 7. Sinn aus dem Jahr 1975 ist hier nicht besser.
Somit brauchte es
Veränderungen in unserer Gesellschaft, die zeigen, Frauen können „alles“
genauso gut. Doch der Feminismus, besonders nach Schwarzerlehsart, hat
sich falsch entwickelt, hin zu einer einseitigen wir Frauen sind alle (oftmals)
gut und Männer sind alle (oftmals) doof Haltung, die ich bei meinem 8 jährigen
Sohn vermuten würden, aber nicht bei z. B. Politkiwissenschaftlerinnen wie
Schrupp, die zur Piratenpartei analysiert, das natürlich Männer Schuld sind, denn
andere Parteien sind
vermutlich durch ihre
mehr oder weniger quotenbasierten Gegenstrategien – diesem Prozess nicht mit
voller Härte ausgeliefert
So behauptet Schrupp, Männer nutzen knallhart Strukturen aus, weil es ihr „Gutes Recht“ ist.
So schreibt Schrupp z. B.
Formale
Strukturen auszunutzen ohne auf den konkreten inhaltlichen Sinn der jeweiligen Situation
zu achten, ist eine Vorgehensweise, die Männer deutlich häufiger wählen als
Frauen. Mein
Lieblingsbeispiel dafür sind jene elf
Männer von den Grünen, die sich bei der Urwahl als Kandidaten
aufstellten, um die Partei in den Bundestagswahlkampf zu führen. Der Sinn der
Wahl war ja gewesen, aus vier
chancenreichen Kandidat_innen zwei zu bestimmen, aber formal hatte jedes
Parteimitglied „das gute Recht“, anzutreten. Dass gleich mehrere Männer auf
diese Idee kamen, aber keine einzige
Frau, ist kein Zufall.
Auf den ersten und
sehr flüchtigen Blick hat Schrupp natürlich recht, schaut man aber mal etwas
genauer hin, dann sieht man, dass Schrupp hier einen Denkfehler begeht. Zum
einen entgeht der Politikwissenschaflterin, das aus zwei aussichtsreichen
Frauen, nämlich Renate Künast und Claudia Roth, eben Göring Eckard hervorging.
Zum anderen übersieht sie, das die Grünen 2012 eine Mitgliederzahl von 59.653
angegeben haben, hiervon sind 63% Männer. Somit haben sich aus rund 37.800
Mitgliedern 9 „aussichtslose“ Kandidaten zur Urwahl gestellt, oder anders
ausgedrückt, 0,0238095238095238% der Männer sind zur Urwahl angetreten.
Dass Schrupp die
Motive, die diese Männer hier bewogen haben sich zur Urwahl zu stellen,
komplett außen vor lässt, ist genauso bezeichnend wie die Tatsache dass Schrupp
eben genau die Abschaffung solcher Strukturen für Frauen fordert wenn sie schreibt:
„…dass es der Partei nicht gelingt, Frauen für sich zu
interessieren, beziehungsweise ein Ort zu sein für interessierte Frauen, die sich nicht der Parteiraison
unterordnen…“
Wenn Schrupp nun
schreibt, dass die Männer deutlich häufiger Strukturen ausnutzen, deren Nichtanwendung
auf Frauen sie fordert, und nichts anderes ist ja das nicht unterordnen unter
eine Parteiraison, dann misst sie mit zweierlei Maß. Dem patriarchalem
Zentimeter und dem feministischen Frauen sind eh besser. Dass Frauen Strukturen
ähnlich ausnutzen, kann übrigens jeder in einer konfliktreichen Trennung
befindlicher Vater bestätigen.
Doch kommen wir zu
den Fragen und meinen Antworten, die sich somit nicht groß zu Lucas, Christian,
Tom, Arne und allen anderen unterscheiden.
Welche große Errungenschaft der letzten Welle
des Feminismus empfindest Du als wichtig? Welche als überzogen?
Wichtig war es
Geschlechterollen, vor allem wie sie in unserer Gesellschaft gelebt werden,
einmal zu überdenken. Wichtig war Frauen eine Möglichkeit zu geben ihr Leben
frei zu bestimmen. Wichtig war auch, den Männern aus obigem Film einmal zu
zeigen, Frauen können das (Autofahren) genauso gut. Aber auch für die Söhne
dieser Männer hat der Feminismus eine Befreiung gebracht, hin zu einem Leben
mit mehr Familie und ggf. weniger Arbeit.
Das hier aber ein
Krieg gegen ein Patriachart geführt wird, ist mehr als dumm. Denn obiger Film
ist für diese Zeit eben nicht repräsentativ. Es gab immer schon Frauen die auch
als Mutter ihr Leben selbstbestimmt geführt haben und ich würde sagen, dies war
ein Großteil der Frauen. Wenn jemand das Gegenteil behauptet, muss er mir erklären wieso dann die Männer trotzdem freiwillig ihre Macht geteilt haben.
Welche feministische Forderung (z. B. einer
politischen Partei) der letzten 10 Jahre hättest Du auch noch aus heutiger
Sicht voll und ganz unterstützen können?
Vieles habe ich sogar
unterstützt. Vaterschaftsurlaub ist einer der Punkte, die wir hier in
Frankreich endlich zusammen mit Feministinnen durchgeboxt haben. Die Forderung
nach mehr Kindergartenplätzen, die durch die Wiedervereinigung angestoßen
wurde kann ich auch unterschreiben. Die meisten Ziele des Feminismus, z. B.
mehr Frauen in Führungsetagen, kann ich auch noch teilen, die Umsetzung mittels
Quoten halte ich aber für Falsch. Denn wenn ich nicht mal genug Kindergartenplätze
bereitstellen kann, damit Frauen arbeiten können, dann ist eine Quote
zusätzlich noch eine Förderung für eine kleine Elite, die sich selbst um
Kinderbetreuung kümmern kann oder gleich ganz auf Kinder verzichtet.
Welche aktuellen feministischen Forderungen
findest Du richtig?
Gibt es etwas das der Feminismus Deiner Meinung nach noch für Frauen fordern sollte/könnte und was natürlich für Dich gerechtfertigt ist?
Gibt es etwas das der Feminismus Deiner Meinung nach noch für Frauen fordern sollte/könnte und was natürlich für Dich gerechtfertigt ist?
Es wird immer
geschrieben, Frauen hätten sich an die neuen Anforderungen angepasst und nur
die Männer hinken hinterher. Das ist natürlich Quatsch. Wenn im Armutsbericht
Alleinerziehende immer noch das höchste Armutsrisiko haben, läuft was falsch
und die Frauen haben sich eben nicht an die neue Situation angepasst, sie sind somit nicht alle in der Lage sich selbst und ihre Familie zu versorgen. Ähnlich
wie Schrupp, die glaubt Frauen brauchen sich nicht der Parteiraison
unterordnen. Wir brauchen keine neuen Männer, die haben sich, wie immer, der
Situation angepasst. Das zeigen schon die Geburtenzahlen, die immer weiter
rückläufig sind. Somit könnte und müsste ein moderner Feminismus von Frauen
eben genau das fordern, was er von Männern auch fordert, sich an die neuen
Gegebenheiten anpassen. Du willst Kinder, versorge sie! Du willst Karriere, Männer haben zwar Frau und Kinder,
aber kein Familienleben, viel Spaß bei der Karriere! Es ist aber dieses
Doppelmass, das oftmals Veränderungen entgegensteht. Sollte es aber ein Ziel
sein Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, dann muss das für Männer
auch gelten!
Mit welcher bekannten
Feministin glaubst Du, könntest Du ein Bier trinken gehen und Dich mit ihr
zivilisiert über Männerpolitik zu unterhalten?
Mit welcher Feministin könntest Du das garantiert nicht? Ein Beispiel reicht, gerne aber auch mehr.
Mit welcher Feministin könntest Du das garantiert nicht? Ein Beispiel reicht, gerne aber auch mehr.
Ich könnte garantiert
nicht mit Schrupp zivilisiert reden, Schwarzer, von Horst etc. fallen da auch
weg. Bei einem Bier könnte ich mit Nahles, Schleswig und Co. sicherlich
zivilisiert politisieren, auch wenn ich wüsste, dass selbige einen Tag später
das Gegenteil von dem machen, was sie vor einer Bar sagen.
Gibt es feministische Gruppe die Du, evtl.
auch nur in Teilen, unterstützen könntest?
In Teilen kann ich
viele Unterstützen, wenn es z. B. um Fragen wie mehr und bessere
Kinderbetreuung geht. Mir ist jedoch keine Gruppe bekannt, die ich in großen
Teilen unterstützen kann. Ein Problem ist eben häufig die einseitige
Ausrichtung rein auf Frauen, weshalb ich z. B. Terre de Femme bei der Beschneidung
beider Geschlechter unterstützen kann, andere Gruppen aber nicht, auch wenn ich
Mädchenbeschneidung ablehne.
Was ist Deiner
Meinung nach der größte Fehler des Feminismus gewesen?
Das er unlogisch und
egoistisch ist. Zum einen fordert er zwar gleiche Rechte, dann aber reine
Frauenrechte. Hierdurch kommt es im Feminismus erst zur Gegnerschaft Männern
gegenüber. Frauen verüben häusliche Gewalt, klar, aber Frauen schlagen anders.
Frauen schlagen häufiger Kinder, aber schützenswert sind Frauen und Kinder,
weil Frauen schlagen anders. Hier kann man dann noch Mika nehmen, die glaubt Frauen
sind im Alter diskriminiert, die Männer die alle eher sterben übersieht sie
einfach, wozu auch.
Welche Änderungen im
Feminismus würdest Du vornehmen, damit er für Dich „akzeptabler“ erscheint?
Keine, er ist so
perfekt wie er ist!
Aber wie jede
politische Bewegung braucht er ein Gegengewicht das ihn zum Maßhalten zwingt.
Würde es keine Gegenbewegung zur Arbeiterbewegung geben, hätten wir heute die
10h Woche bei 5-fachem Lohnausgleich und eine Arbeitslosenquote von 80%.
Deshalb würde ich nicht den Feminismus ändern, ich empfinde es als wichtig
unsere Bewegung zu stärken, hin zu mehr Sichtbarkeit, hin zu mehr Aktionen und
politischem Druck!
Neu
hinzugekommen sind
Meiner Meinung nach leider dieser post an ein paar Ungereimtheiten:
AntwortenLöschen1. " Doch der Feminismus, besonders nach Schwarzerlehsart, hat sich falsch entwickelt, "
Feminismus kann, muß aber keine Frauenbewegung sein. Frauenbewegung heißt nur: Lobby für die Interessen von Frauen, Feminismus ist ein soziologische Theorie, die verschiedene Typen von Begründungen für das hierarchische Geschlechterverhältnis heranzieht - soziologische, postrukturalistische und ethnologische. Feministische Praxis kann, muß aber keine Frauenbewegung sein. Erstere findest du als um die 25 feministische Varianten bei Wikipedia. Feministische Praxis interessiert sich nur selten für femistische Theorie und ist auch nicht nur an Frauen interessiert.
2."Wichtig war Frauen eine Möglichkeit zu geben ihr Leben frei zu bestimmen."
Diese Möglichkeit hatten sie nur minimal später als Männer, soweit es die Rechtslage betrifft. Und warum der Verstand von Frauen durch die Gesellschaft befreit werden muß, kann ich auch nicht einsehen. Stattdessen wird hier ein sehr nebuläses Konzept von Abhängigkeit von irgendeiner in der Gesellschaft populären Meinung vertreten, daß Feministen freuen dürfte, alle anderen aber nur ratlos macht.
3. "Vieles habe ich sogar unterstützt. Vaterschaftsurlaub ist einer der Punkte, die wir hier in Frankreich endlich zusammen mit Feministinnen durchgeboxt haben."
Du unterscheidest nicht zwischen vom Feminismus intendierten Veränderungen und Veränderungen, die zu Zeiten des Feminismus, aber aus anderen Gründen eingetreten sind.
4. "Aber wie jede politische Bewegung braucht er ein Gegengewicht das ihn zum Maßhalten zwingt."
Wirklich? Stellen wir uns mal vor, wir würden die Nazis als Gegenbewegung zu den Stalinisten ansehen: Beide wären dann deiner Meinung nach politisch akzeptabel, weil sie nicht so extrem werden könnten und bei Gruppen nur halb so viele Leute umbringen würden, richtig? Dann wären sie OK und man könnte zufrieden die Balance der Kräfte genießen, ja? Ist das deine Meinung?