Mittwoch, 11. Juni 2014

Wie man Homosexualität heilen kann und warum Homophobie nicht heilbar ist

Arne wartete auf Genderama wieder mal mit einem Fundstück auf:

"Die Republikaner in Texas haben beschlossen, in ihrem Parteiprogramm Therapien für Homosexuelle zu fordern. Die rund 7000 Delegierten ratifizierten bei ihrer jährlichen Versammlung in der Stadt Fort Worth einen entsprechenden Text. Gegner der Formulierung kamen nicht zu Wort. Ausgegangen war die Initiative vom Texas Eagle Forum, das der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung zugerechnet wird."

Nun kann man darüber streiten ob Homosexualität eine Krankheit ist. Genau so könnte man fragen ob Menschen die übermäßig oft Sex haben (wahrscheinlich ab 4 mal die Woche), Sexkrank sind. Jeder der über dem BMI liegt ist dick und lebt ergo ungesund. Diese Aufzählung lässt sich beliebig fortführen. Menschen scheinen alles in normal und unnormal einzuteilen, Regeln gelten für alle, auch für die, die genau diese Regeln falsch finden oder vorsätzlich brechen, die Regel wird bestimmt durch den gefühlten Grossteil der Bevölkerung. Umschrieben wird das Ganze dann als Moral, Volksempfinden etc.

Somit müsste man nicht nur fragen ob Homosexualität denn nun eine Krankheit ist, von der man geheilt werden muss, sondern warum man von Homosexualität überhaupt geheilt werden sollte? Genau so wie man sich fragen sollte, warum man Dicke denn nun heilen oder von mir aus missionieren sollte? Warum muss man andere Menschen missionieren und von „guten“ Leben überzeugen, wenn sie so wie sie leben glücklich sind? Warum ist eine Frau mit Kopftuch unterdrückt, wenn sie diese Entscheidung selber trifft? Somit sollte man sich eigentlich mal fragen wie man die Republikaner in den USA denn heilen könnte oder welchen Sinn es macht andere Menschen zu ihrem angeblichen Glück zu zwingen.

Aber auch in anderen, uns Männer betreffenden Bereichen sehen wir diese fest manifestierten Meinungen, von denen man nicht abweichen kann. So teilte unserer Organisation einmal eine Richterin auf einem Gesprächsabend mit, sie würde immer dann ein Wechselmodell installieren, wenn die Mutter den Vater ausgrenzt. Das würde zwar dem Vater auch nicht helfen, aber es würde zeigen, der Staat steht hinter dem Vater und seinem Recht auf Umgang. In anderen Fällen, wo Väter dieses Wechselmodell dann wirklich durchsetzen könnten, weil hier die Mutter zwar gegen ihren Willen mitspielt, aber die richterliche Vorgabe akzeptiert, kann man natürlich kein Wechselmodell einsetzen. Denn dann würde die Mutter das ja nicht wollen und dann ist ein Wechselmodell, das auch ausgeführt wird, schlecht. Richterlogik…

Ein Kind gehört zur Mutter, und nur zur Mutter. Dem Vater kann man durch ein Wechselmodell, das er nicht ausführen kann, zwar seinen Beistand zeigen, ein Kind kann man aber auf keinen Fall der Mutter entziehen, auch wenn diese ausdrücklich und offen gegen die Interessen des Kindes und des Vaters agiert. Und wenn die Mutter keinen Umgang zwischen Vater und Kind möchte, so gibt es Konflikte, und das ist nicht gut für das Kind. Das hat uns auch ein Journalist,dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe, von der BZ mal so beschrieben. Konflikte sind etwas ganz schlimmes, zumindest wenn es ein kleines Kind diese mitbekommt. Kinder müssen Konfliktlos aufwachsen, sollten Eltern sich über das Reiseziel für den nächsten Urlaub im Konflikt befinden, so muss das Jugendamt sofort einschreiten, dann muss entweder das Kind oder der Vater raus aus der Familie!
 
Das genau solche vorgefassten Meinungen, Homosexualität ist krank, ein Kind gehört zur Mutter etc. zu staatlichen Eingriffen führt, deren gesellschaftlichen Konsequenzen nicht absehbar sind, interessiert hierbei nicht. So schreibt dieFAZ in einem Artikel wo es auch um Volksempfinden, Moral etc. geht z. B.

Das Heim in Tuam zählte zu zehn derartigen Institutionen, in denen Zehntausende unverheiratete Mütter weggesperrt wurden, um, wie es damals hieß, die Moral anständiger Frauen nicht zu gefährden.

Auch hier entschied die „Gesellschaft“ oder die, welche glauben sie zu vertreten, aus Gründen der Moral, der Norm. Nicht verheiratete Frauen gefährden die Moral von „anständigen“ Frauen. Ebenso gefährden Schwule Männer und nur die, die Moral von Kindern und jungen Männern. Und heute die Väter die Moral und das Seelenheil (oder what ever) der eigenen Kinder, zumindest wenn die Mutter das nicht will und ein Konflikt, selbst wenn er von der Mutter aus genau diesem Grund hervorgerufen wurde, vorliegt.

Lieber sperrt eine Gesellschaft tausende nicht verheiratete werdende Mütter weg, überlässt sie irgendwelchen Moralheimen, die, so wie man sieht, nicht die meiste Moral besessen haben können, denn nun hat man verscharrt auf einem Feld 800 Skelette von kleinen Kindern gefunden. So, oder so ähnlich, können wir uns dann auch die Homoheilung vorstellen, ergo muss man diese Menschen auch gegen ihren Willen heilen. Gesellschaftliche Normen und Regeln und das gesunde Volksempfinden kennen wir ja leider nur zu gut.

Wie die Republikaner sich diese Heilung vorstellen, weiß ich nicht, möchte ich auch nicht wissen. Wenn dort das Wort Therapie fällt, dann schwant mir böses. Sicherlich irgendwelche Kurse mit Beten und Gruppentherapie, in denen man Menschen erklärt, so zu leben wie Homosexuelle es tun ist schädlich für sich selbst und die Gesellschaft (Stichwort Frühverschwulung). Diese Form der Sexualität führt, so wird mit Sicherheit auch ausgeführt, zu einer erhöhten Selbstmordrate. Diese erhöhte Selbstmordrate gibt es anscheinend, doch leider hat noch niemand untersucht ob die gesellschaftliche Ächtung, sexualitätsbedingte Risiken wie Aids (was Quatsch ist, aber nur der Vollständigkeit halber) oder sonst etwas oder sogar ein Mix von Gründen an dieser erhöhten Selbstmordrate Schuld ist. Währe es aber genau die gesellschaftliche Ächtung von Homosexuellen, was wahrscheinlich scheint, dann würden die Republikaner versuchen Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Oder anders ausgedrückt, weil Menschen denen ein Arm amputiert wurde ein höheres Selbstmordrisiko aufweisen, nimmt man ihnen den anderen auch gleich vorsorglich ab, denn Menschen ganz ohne Arme werfen sich für Selbstmord seltener Pillen rein oder knüpfen sich einen Strick um sich zu erhängen. Politikerlogik…

Ähnlich wie in dem Ordenshaus in Irland, in denen Nonnen die Kinder vernachlässigten, sogar bis zum Tod. Die Gesellschaft wurde nicht vor der „Unmoral“ des außerehelichen Geschlechtsverkehrs bewahrt, so wie es diesen schon immer gab. Es war ja auch nicht der Geschlechtsakt an sich, 5 bis 7 Monatskinder gab es immer schon. Nein, das Unmoralische war, das der Mann (oder ein anderer Mann) die Frau nicht geheiratet hat oder die Frau diese Heirat nicht wollte, Bigotterie sondergleichen.

Ähnlich ist es mit dem Amoklauf gegen „Frauen“ durch einen an Asperger erkranken in den USA und dem Aufschrei #AllWomen der gerade durch die Medien rollte. Anhand des Beispiels dieses Kinderheimes könnte man auch schreien #AllMothers wenn Ordensschwestern, deren oberste sich zufällig Mutter Oberin nennt, Kleinkinder verrecken lassen. Wie kann man nach einer solchen Meldung von Massenverwahrlosung an unschuldigen Babys noch glauben, dass ein Kind bei einem Menschen besser aufgehoben ist, nur weil er biologisch weiblich ist? Auch in Deutschland haben wir jedes Jahr über 40.000 Kinder, die in Pflegefamilien eingewiesen werden. Alle Kinder haben eine Mutter, nicht alle einen gesetzlich sorgeberechtigten Vater. Doch die Unterstützungsgelder zur Förderung der Alleinerziehung gehen weiter, ohne das einer auch nur mal einen Blick drauf wirft. Niemand Fragt warum die Zahl der Kinder in Pflegeeinrichtungen Jahr für Jahr steigt, genau so wie keiner in Irland gefragt hat, oder keiner den Müttern deren Kinder in genau diesem Pflegeheim starben zugehört hat, ging es doch um die Volksmoral.

Genau so hört auch keiner heute den entsorgten Vätern zu, die davon berichten wie die Kinder sie vermissen. Es interessiert keinen, wenn Kinder davon berichten wie sie jahrelang ausgegrenzt wurden, wie sie um ihren Vater betrogen wurden. So schreibt z. B. jemand im Kommentarbereich von meinem Blog:

"Ich bin ein PAS-Opfer, eines der wenigen, die PAS zwar nicht überwunden aber zumindest reflektiert haben. Auf die Nachricht über den Tod meines Vaters reagierte ich spontan mit Freude und Begeisterung. Hinzukam neben dieser psychischen Misshandlung physische Gewalttätigkeit. PAS ist eine Bestialität, eine brutale Vergewaltigung, Gehirnwäsche und Umprogrammierung. Ich war meinem Muttermonster ausgeliefert und das regelmäßige Crescendo,"

Wir haben zwar heute nicht mit 800 toten Babys in einem vergessenen Massengrab zu rechnen, doch mit tausenden Kindern die zerrissen sind zwischen einer anwesenden Mutter und einem von der Mutter schlecht dargestellten Vater. Kinder, die sich oftmals ein Leben lang fragen, warum der Vater sie alleine ließ, obwohl er das in keiner Minute seines Lebens vorhatte. Kinder, die später selber zerrissen sind, wenn sie Kinder haben und die Fehler der eigenen Eltern ausgleichen wollen. Kinder, die aus ihren Familien gerissen wurden, obwohl evtl. der Vater ihnen hätte Hilfe geben können.

Es ist ein langer Weg um solche vorgefassten Meinungen zu zerstören, die Dummheit der Menschen ist ja bekanntlich grenzenlos. Wenn wir uns ansehen wie lange Homosexuelle gebraucht haben um in Deutschland überhaupt das zu bekommen was man in Grundzügen als eine gesellschaftliche und rechtliche Anerkennung bezeichnen kann, dann kann man sich den Weg vorstellen, den wir Männer noch vor uns haben, ehe diese Anerkennung auch für uns und unsere Kinder greifbar wird.

Übrigens, nicht das eine solche Heilung für Homosexuelle nicht möglich. Ich beobachte es selbst immer wieder dass Menschen von ihrer Sexualität geheilt werden können. Ok, zwar bei Hetros und auch meist nur bei Männern, aber hey es geht. Manchmal ist diese Heilung nur kurzzeitig, manchmal hält sie ein Leben lang an. Sehr oft ist diese Heilung mit einer hochstrittigen Scheidung verbunden, bei der Männer durch das Gericht und die Ex so erniedrigt werden, dass sie sich ein Leben mit einer neuen Partnerin nicht mehr vorstellen können, oftmals Lebenslang. Oftmals reicht auch eine Vasektomie um Abhilfe zu schaffen, nie wieder Kinder. Und da ich keinen Unterschied zwischen Hetros und Homos sehe, sollte das auch bei Homosexuellen funktionieren. Lasst sie heiraten und spätestens nach der Scheidung werden einige geheilt werden… Ich glaube jedoch nicht, dass die Republikaner diese Medizin der Ehe auch für Homos freigeben, denn anscheinend ist die zu bitter und hat zu viele Nebenwirkungen. Homophobie jedoch ist leider nicht heilbar, noch kann man sie ausrotten, genau so wie alle anderen Dummheiten in unserer Gesellschaft die mit Moral, gesundem Volksempfinden oder kranken Kinderseelen, in die niemand wirklich hineingeschaut hat, begründet werden.

Wir leben angeblich im Zeitalter der Aufklärung, doch niemand klärt uns auf über die falschen Moralvorstellungen in unserer Gesellschaft. Sie verbreiten sich von Generation zu Generation weiter. Immer noch sind es die Juden, die Moslems und die Schwulen, in anderen Bereichen verschiebt sich der Fokus, von den nicht verheirateten Müttern zu den nicht verheirateten Vätern oder den geschiedenen Vätern. Es gibt noch viel zu tun, packen wir es an…