„Sauerkraut, Kartoffelbrei – Bomber Harris, Feuer frei!“
schreibt Julia Schramm auf Twitter zum #Bomgergate der Piratenpartei.
Eigentlich würde als Antwort reichen
"Vergeltungsschlag,
Angst, Tod und Verderben,
egal ob hier, ob
dort oder bei welchem Sterben,
alles muss von
Schramm bejubelt werden,
die Intelligenz,
so scheint’s, liegt bei ihr in Scherben."
Wobei hier mehr als fraglich ist, ob Schramm mein hochwertige Gedicht (es
hat im Gegensatz zu ihrem immerhin 4 Zeilen) versteht, denn es besteht aus 189 Zeichen
und liegt somit 29 Zeichen über der Länge eines Tweets auf Twitter. Die Grenze
von 160 Zeichen ist anscheinend die maximale Aufnahmefähigkeit für Argumente
bei der Piratin.
Auch ihr Tweet
„Stalingrad war Wunderbar - Naziopa bliebt gleich da“
zeugt mit Sicherheit nicht von einer differenzierten Auseinandersetzung mit
der Geschichte dieser Politologin.
Bombardierung in Stalingrad im Januar, huch was war das Wunderbar? Quelle Wikipedia |
In Stalingrad starben 150.000 Soldaten
der deutschen Wehrmacht, der SS und verbündete Truppen, hierzu gehörten
Kroaten, Rumänen, Ungarn und Italiener. Begeisterte Freiwillige und überzeugte
Nazis waren genau so Tod wie zum Kriegsdienst eingezogene jeden Alters.
Teilweise nicht mal mit der Möglichkeit sich selbst eine Meinung, geschweige
denn eine unabhängige Meinung zu bilden. 110.000 Soldaten gerieten in
Kriegsgefangenschaft, wovon 6.000 zurückkehrten. Also starben auf deutscher und
verbündeter Seite „nur“ 254.000 Soldaten. In der gesamten Schlacht kamen
Schätzungen zu Folge rund 700.000 Menschen ums Leben. Die meisten davon
Rotarmisten, die in die Schlacht geworfen wurden ohne richtig ausgebildet,
geschweige denn ausgerüstet zu sein, doch auch die Zivilbevölkerung, oftmals
auch Kinder, mussten in der Stadt ausharren. Allein die ersten deutschen
Luftangriffe forderten 40.000 Todesopfer. Ob hier „Wunderbar“ als Beschreibung
nun das Wort der Wahl ist, sollte man auf jeden Fall nochmals überdenken. Für
mich zeugt es von spätpupertirendem und plumpprovozierendem Gehabe eines
unreifen Kindes, mehr nicht!
Julia Schramm ist ein Girly von 28 Jahren mit vielen Gesichtern. Anfangs soll sie für Männerrechte eingetreten sein, um dann als Mitgründerin im Kegelklub zu erscheinen. Sie war Spackeria Mitgründerin, die „keine Macht den Datenschützern“ forderte, dann ab 2012 jedoch verkündete, dass genau diese Aussage ein „dumme Aussage“ war. Dann kritisiert sie das Urheberrecht um etwas später einen Buchvertrag mit dem Branchenriesen abzuschließen, in dem sie angeblich auch noch einen Vorschuss erhalten hat, von dem die bekanntere Beate Wulf, die zur gleichen Zeit veröffentlichte, nur träumen konnte. Wenn sie jetzt Antideutsch wird, dann muss man demnächst ernsthaft mit ihrem Wechsel in die NPD rechnen.
In ihren Tweet „Stalingrad war
Wunderbar - Naziopa bliebt gleich da“ kann man natürlich viel
hineininterpretieren. Warum sie diesen Tod des Opa's, der nach ihrem bekunden
Nationalsozialist war, in diesen Zusammenhang stellt, ist unverständlich. So
oft wie Julia Schramm mit ihren 28 Jahren die Meinung von einem Extrem in das
andere gewechselt hat, könnte ich sie mir heute sehr gut auch als BDM-Leiterin
oder KZ-Aufseherin vorstellen. Nur um dann direkt nach dem Krieg zu sagen, dass
dies doch eine dumme Entscheidung gewesen war.
Ehe jetzt wieder Robin Urban etwas von am Feminismus abarbeiten schreibt,
nein ich halte Julia Schramm nicht für eine Feministin, sie ist in meinen Augen
eine Opportunistin und Karrieristin, evtl. noch eine Bühnensau, die immer im
Rampenlicht stehen will und muss.
Über Anne Helm, die Initiatorin all
dieser Auswüchse, hat der Blogger "Matze" eigentlich alles geschrieben. Das Helm nun
angeblich von Nazis bedroht wird und der Vorstand dafür Solidarität
einfordert, ist nur noch ein Witz! Natürlich ist eine solche Bedrohung nicht
tragbar und zu verurteilen. Natürlich wäre es jetzt mehr als dämlich zu schreiben
„Helms Nacktaktion war wunderfein – ihr Leben stellten Nazis ein!“. Ein solcher
Umgang mit Kritikern kann und darf natürlich nur durch angeblich feministische
Piratinnen erfolgen, die alles und jeden als Nazi oder Eichmann beschimpfen
dürfen. Kassiert man hierfür Reaktionen, die natürlich in dieser extremen Form
der Bedrohung nicht zu rechtfertigen sind, wird die Solidarität der Gruppe
eingefordert, der sie gerade noch voll vor das Knie getreten haben.
Die
Begründung von Anne Helm könnte ich akzeptieren, voll und ganz. Man macht
manchmal einen Fehler, schießt über das Ziel hinaus. Eine Provokation,
gerichtet gegen die Nazi-Aufmärsche, die Dresden zum Jahrestag der
Bombardierung immer wieder heimsuchen, mehr sollte es anscheinend nicht sein.
Ich könnte es akzeptieren, wenn sie sich dazu bekannt hätte, wenn sie gesagt
hätte, „Ja, ich habe diese Aktion durchgeführt, und denen die das als
Provokation gegenüber den unschuldigen Opfer sehen, bei denen möchte ich mich
aufrichtig entschuldigen. Das war zu keiner Zeit geplant!“ Wo ist das Problem?
Nein, das geht natürlich nicht! Transparenz, ein anderer Politikstiel, das
waren mal Ideale von diesem Haufen, dessen Vorstand sich jetzt hinter Phrasen
der Solidarität versteckt!
Dass
dann noch ein Oliver Höfinghoff aus Berlin nicht fehlen darf, war klar:
Die Piraten in
Rheinland-Pfalz glauben also auch, dass das Deutsche Reich vor Lichterketten
kapituliert hätte. http://www.piraten-rlp.de/2014/02/statement-landesvorstand-rheinland-pfalz/ …
Wobei er ein Statement des LVRheinland-Pfalz verlinkt, in dem dieser schreibt:
„Wir lehnen die Verächtlichmachung und
Verhöhnung von Opfern gewaltsamer Auseinandersetzungen ab. Dieses gutzuheißen
zeugt nicht nur von einem Mangel an Empathie gegenüber den Opfern jeder Form
von Gewalt, sondern auch von ideologischer Verblendung, dass es bei Gewalt doch
Gewinner geben könnte.
Inhaltliche Auseinandersetzungen bedürfen
des gegenseitigen Respekts und dürfen nicht in Drohungen, Nachstellungen,
schwarzen Listen oder Internet-Prangern enden.“
Hoppla, gerade noch wurde zur
Solidarität mit Helm aufgerufen, die wegen ihrer Meinungsäußerung mit Gewalt
bedroht wurde. Höfinghoff hingegen denkt, man kann mal kurz eine komplette
Stadt bombardieren, nicht nur die militärischen Ziele, weil es ja für die gute
Sache ist? Und wenn Menschen nach dieser Bombardierung auch auf unschuldige
Opfer hinweisen, dann ist das gar nicht gut?
Wenn es aber gegen die Richtigen geht,
die Nazis, dann kann Höfinghoff auch anders:
Wann kapiert dieses
Deutschland endlich, dass eine Entnazifizierung heute so nötig ist, wie eh und
je.
Wobei hier klar sein sollte wie eine
Entnazifizierung alla Höfinghoff aussehen würde! Wie gut das ich in Frankreich
lebe! Gegen Höfinghoff ist die Front National ja noch ein Pionierlager…
Für @FEMENGermany fassen wir zusammen:
Hakenkreuze an Bordellen: OK. Alliierten für Befreiung
danken: Scheiße. Damit ist das erledigt.
Fassen wir zusammen, Alliierten für
Bombardierung danken, bei denen auch unschuldige, unter anderem auch Kinder,
getötet wurden, weil ein Flächenbombardement der Innenstadt angeordnet wurde.
Übrigens kurz vor Kriegsende. Aber einen besonderen Schutz für Frauen und
Kinder (und nicht der Zivielbevölkerung) im Kriegsfall fordern! Danke
Höfinghoff, damit bist Du für mich erledigt; rein menschlich!
Und das Tätervolk
verteidigt lieber sein Deutschsein! Na herzlichen Dank!
Wer das Bombardement
von Hamburg oder Dresden als "Massenmord" bezeichnet, zeigt im
günstigsten Fall seinen Mangel an historischer Bildung!
Wenn nicht bis Juni 45
Deutschland besiegt worden wäre, was glaubt ihr eigentlich, wo „Fat Man“ oder
„Little Boy“ abgeworfen worden wären?
Besonders sein letztes Zitat zeigt, wie
sein Verhältnis ist. Er ist anscheinend dankbar dass uns Fat Man nicht erwischt
hat. Man kann diese Aktion aus damaliger historischer Sicht beurteilen, doch heute muss man, zumindest wenn es um die Bewertung der Tat geht, heutige Maßstäbe anlegen!
Hierzu dann ein Satz aus dem englischen Wiki:
"Prime
Minister Winston Churchill later distanced himself from the attack [Dresden],
even though he was heavily involved with the planning of the raid. Several
researchers have argued that the February attacks were disproportionate. Mostly women and children
died."
Selbst die Engländer, die diesen Angriff
durchgeführt haben, sehen ihn differenziert! Wer so argumentiert wie Höfinghoff, der bringt auch alle von Russen
vergewaltigten Frauen jahrelang zum schweigen, weil diese ja zum Tätervolk
gehörten und die Russen uns nur befreien wollten. Egal ob diese Frauen vorher
im Widerstand, Mitglied in der KPD oder SPD waren oder einfach nur so gegen die
Nazis oder doch richtige Nazis! Relativierung, Vergebung und Abbitte kommen
in seinem Wortschatz nicht vor. Wer so argumentiert wie Höfinghoff, für den
gibt es nur zwei Gruppen, Täter und Opfer. Und er bestimmt wer was ist!
Bis heute ist ein Satz von meinem
Großvater überliefert, den seine beiden ältesten Kinder fragten, nachdem die
Göbbelsschnauze schwere Kämpfe um die Nachbarstadt verkündete, ob der Krieg nun
verloren sei? Seine Antwort war:
„Nein, Kinder, den Krieg gewinnen wir!“
– Einen Monat später kapitulierte Deutschland bedingungslos. Dieser Opa war
kein Nazi, er war nicht mal im Krieg, wenn man die 6 Stunden „Panzergräben“ an
der Heimatfront ausbuddeln, nicht mitzählt. Seine Kinder waren nicht in der HJ,
was daran lag, das sie auf dem Lande lebten.
Seine Kinder konnten wegen seines frühen
Todes nie mit ihm über diesen Satz sprechen. Ich denke, er hatte Angst. Angst
davor, dass seine Kinder mit dieser Neuigkeit in der Schule hausieren gehen und
er noch auf den letzten Metern einen Preis für diesen Krieg zahlen muss. Einen
Monat später kapitulierte Deutschland bedingungslos, die Russen standen zu der
Zeit 60 KM vor Berlin, die Schlacht um Ostpommern ging am gleichen Tag
verloren.
Der Großvater meiner Exfrau war zu
diesem Zeitpunkt bereits auf dem Heimweg von Siebenbürgen. Seine deutsche
Freundin und spätere Frau musste auch er zurücklassen und fragte sich, ob sie
den Vergewaltigungen, von denen auch er als Zwangsarbeiter gehört hatte,
entging. Seine Frau war im BDM und zuständig für die Bewachung der Gefangenen.
Für meinen Sohn verlaufen die Fronten
quer durch seine kleinen 8jährigen Venen. Er hat einen franz. Zwangsarbeiter
mit BDM Oma, einen franz. Widerstandskämpfer, der auch von Gräbern von
zwangsexekutierten Franzosen weiß und damit zu leben hatte. Einen Uropa, der
auf dem Lande lebte und der für den Krieg wichtige Drahtseile herstellte und
einen weiteren, der als 18jähriger Opportunist mit Parteiabzeichen hinging. Der
nach dem Krieg in der SPD eintrat, damit sich genau das nicht noch einmal
wiederholt!
Menschen können sich ändern, können
andere Meinungen und Sichtweisen annehmen. Genau so wie Julia Schramm das
anscheinend zwei- bis dreimal im Jahr macht.
Wir alle, die wir hier und heute in
Freiheit leben, sind Gewinner dieser Gewalt. Doch die Generation unserer
Grosseltern hat bezahlt, sie hat verloren, auf allen Seiten! Hier Danke zu
sagen, auch und vor allem den Alliierten, um Entschuldigung zu bitten, auch und
vor allem den Alliierten, den Sinti und Roma, den Juden und allen anderen
Menschen die gelitten haben, ist gut und richtig. Aber sich für die
Bombardierung einer Stadt zu bedanken, nicht nur weil dort unschuldige Opfer
umgekommen sind, sondern weil Menschen getötet wurden, egal an was sie geglaubt
haben, ist falsch! Wer die Schrecken dieses Krieges begreifen will, der muss in
die Normandie fahren, der muss Stalingrad besuchen. Der muss sich vor das Kreuz
eines Soldaten setzen und versuchen seine Geschichte zu hören. Diese Geschichte
erzählt dieser Soldat, spätestens wenn man liest
geb. XX.XX.1925 / gest. XX.XX.1944
geb. XX.XX.1925 / gest. XX.XX.1944
Leider sind die Geschichten die ein
19jähriger erzählen kann sehr kurz, egal in welcher Uniform er starb und egal
in welcher Sprache sich auf seinem Kreuz an ihn erinnert wird! Schweigen,
Trauer und das Bekenntnis, dass sich so etwas nie wiederholen darf, ist hier in meinen Augen der beste Dank den man aussprechen kann! Aber was will man von mir auch erwarten, ich hatte schließlich einen Naziopa...
Muss gerade klugscheißen, weil es mir weh tut:
AntwortenLöschenDas Plural s wird ohne Apostroph angehängt. ;)
Danke für den Hinweis, ich war leider nie ein Rechtschreibgenie, was man auch an meinen Texten merkt. Seit ich in Frankreich lebe ist das auch definitiv nicht besser geworden, auch wenn hier der Plural ebenso ohne Apostroph gebildet wird, auch nicht bei Naziz...
AntwortenLöschenDanke und Gruß
Kai
Nicht schlimm. Meine Cousine lebt jetzt auch schon seit längerer Zeit in Frankreich und es stellt sich eine gewisse "Sprachverwirrung" bei ihr ein.
AntwortenLöschenDanke aber für Deine gelungenen Artikel. ;)