Sonntag, 30. März 2014

Mein Loblied auf den Feminismus….


Ich habe Fragen zum Feminismus gestellt, die ich nun selbst, leider etwas verspätet beantworten möchte, nachdem ich nun endlich, nach dem Ausräumen der Küche und dem mehrmaligen Wischen des Kinderzimmers und dem leeren von Eimern etwas Zeit gefunden habe.



Mein Verhältnis zum Feminismus ist gespalten, zum einen erkenne ich den Sinn von Feminismus, auch des Schwarzer-Feminismus an. So sah ich z. B. vor ein paar Zeit in einem Hotelzimmer eine uralte Sendeung, in der Männer befragt wurden, wie sie es mit dem Autofahren bei Frauen halten. Die Ergebnisse dieser TV Aufnahmen, die noch Schwarz/Weiss sind, sowohl von den Farben als auch von der Sichtweise der Männer, zeigt für mich, dass es einen Grund für einen radikalen Feminismus durchaus gibt. Selbst ein 7. Sinn aus dem Jahr 1975 ist hier nicht besser. 
Somit brauchte es Veränderungen in unserer Gesellschaft, die zeigen, Frauen können „alles“ genauso gut. Doch der Feminismus, besonders nach Schwarzerlehsart, hat sich falsch entwickelt, hin zu einer einseitigen wir Frauen sind alle (oftmals) gut und Männer sind alle (oftmals) doof Haltung, die ich bei meinem 8 jährigen Sohn vermuten würden, aber nicht bei z. B. Politkiwissenschaftlerinnen wie Schrupp, die zur Piratenpartei analysiert, das natürlich Männer Schuld sind, denn andere Parteien sind
vermutlich durch ihre mehr oder weniger quotenbasierten Gegenstrategien – diesem Prozess nicht mit voller Härte ausgeliefert



So behauptet Schrupp, Männer nutzen knallhart Strukturen aus, weil es ihr „Gutes Recht“ ist. So schreibt Schrupp z. B.



Formale Strukturen auszunutzen ohne auf den konkreten inhaltlichen Sinn der jeweiligen Situation zu achten, ist eine Vorgehensweise, die Männer deutlich häufiger wählen als Frauen. Mein Lieblingsbeispiel dafür sind jene elf Männer von den Grünen, die sich bei der Urwahl als Kandidaten aufstellten, um die Partei in den Bundestagswahlkampf zu führen. Der Sinn der Wahl war ja gewesen, aus vier chancenreichen Kandidat_innen zwei zu bestimmen, aber formal hatte jedes Parteimitglied „das gute Recht“, anzutreten. Dass gleich mehrere Männer auf diese Idee kamen, aber keine einzige Frau, ist kein Zufall.



Auf den ersten und sehr flüchtigen Blick hat Schrupp natürlich recht, schaut man aber mal etwas genauer hin, dann sieht man, dass Schrupp hier einen Denkfehler begeht. Zum einen entgeht der Politikwissenschaflterin, das aus zwei aussichtsreichen Frauen, nämlich Renate Künast und Claudia Roth, eben Göring Eckard hervorging. Zum anderen übersieht sie, das die Grünen 2012 eine Mitgliederzahl von 59.653 angegeben haben, hiervon sind 63% Männer. Somit haben sich aus rund 37.800 Mitgliedern 9 „aussichtslose“ Kandidaten zur Urwahl gestellt, oder anders ausgedrückt, 0,0238095238095238% der Männer sind zur Urwahl angetreten. 
Dass Schrupp die Motive, die diese Männer hier bewogen haben sich zur Urwahl zu stellen, komplett außen vor lässt, ist genauso bezeichnend wie die Tatsache dass Schrupp eben genau die Abschaffung solcher Strukturen für Frauen fordert wenn sie schreibt:
„…dass es der Partei nicht gelingt, Frauen für sich zu interessieren, beziehungsweise ein Ort zu sein für interessierte Frauen, die sich nicht der Parteiraison unterordnen…


Wenn Schrupp nun schreibt, dass die Männer deutlich häufiger Strukturen ausnutzen, deren Nichtanwendung auf Frauen sie fordert, und nichts anderes ist ja das nicht unterordnen unter eine Parteiraison, dann misst sie mit zweierlei Maß. Dem patriarchalem Zentimeter und dem feministischen Frauen sind eh besser. Dass Frauen Strukturen ähnlich ausnutzen, kann übrigens jeder in einer konfliktreichen Trennung befindlicher Vater bestätigen.


Doch kommen wir zu den Fragen und meinen Antworten, die sich somit nicht groß zu Lucas, Christian, Tom, Arne und allen anderen unterscheiden.



Welche große Errungenschaft der letzten Welle des Feminismus empfindest Du als wichtig? Welche als überzogen?



Wichtig war es Geschlechterollen, vor allem wie sie in unserer Gesellschaft gelebt werden, einmal zu überdenken. Wichtig war Frauen eine Möglichkeit zu geben ihr Leben frei zu bestimmen. Wichtig war auch, den Männern aus obigem Film einmal zu zeigen, Frauen können das (Autofahren) genauso gut. Aber auch für die Söhne dieser Männer hat der Feminismus eine Befreiung gebracht, hin zu einem Leben mit mehr Familie und ggf. weniger Arbeit.



Das hier aber ein Krieg gegen ein Patriachart geführt wird, ist mehr als dumm. Denn obiger Film ist für diese Zeit eben nicht repräsentativ. Es gab immer schon Frauen die auch als Mutter ihr Leben selbstbestimmt geführt haben und ich würde sagen, dies war ein Großteil der Frauen. Wenn jemand das Gegenteil behauptet, muss er mir erklären wieso dann die Männer trotzdem freiwillig ihre Macht geteilt haben.



Welche feministische Forderung (z. B. einer politischen Partei) der letzten 10 Jahre hättest Du auch noch aus heutiger Sicht voll und ganz unterstützen können?



Vieles habe ich sogar unterstützt. Vaterschaftsurlaub ist einer der Punkte, die wir hier in Frankreich endlich zusammen mit Feministinnen durchgeboxt haben. Die Forderung nach mehr Kindergartenplätzen, die durch die Wiedervereinigung angestoßen wurde kann ich auch unterschreiben. Die meisten Ziele des Feminismus, z. B. mehr Frauen in Führungsetagen, kann ich auch noch teilen, die Umsetzung mittels Quoten halte ich aber für Falsch. Denn wenn ich nicht mal genug Kindergartenplätze bereitstellen kann, damit Frauen arbeiten können, dann ist eine Quote zusätzlich noch eine Förderung für eine kleine Elite, die sich selbst um Kinderbetreuung kümmern kann oder gleich ganz auf Kinder verzichtet.



Welche aktuellen feministischen Forderungen findest Du richtig?
Gibt es etwas das der Feminismus Deiner Meinung nach noch für Frauen fordern sollte/könnte und was natürlich für Dich gerechtfertigt ist?



Es wird immer geschrieben, Frauen hätten sich an die neuen Anforderungen angepasst und nur die Männer hinken hinterher. Das ist natürlich Quatsch. Wenn im Armutsbericht Alleinerziehende immer noch das höchste Armutsrisiko haben, läuft was falsch und die Frauen haben sich eben nicht an die neue Situation angepasst, sie sind somit nicht alle in der Lage sich selbst und ihre Familie zu versorgen. Ähnlich wie Schrupp, die glaubt Frauen brauchen sich nicht der Parteiraison unterordnen. Wir brauchen keine neuen Männer, die haben sich, wie immer, der Situation angepasst. Das zeigen schon die Geburtenzahlen, die immer weiter rückläufig sind. Somit könnte und müsste ein moderner Feminismus von Frauen eben genau das fordern, was er von Männern auch fordert, sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Du willst Kinder, versorge sie! Du willst Karriere, Männer haben zwar Frau und Kinder, aber kein Familienleben, viel Spaß bei der Karriere! Es ist aber dieses Doppelmass, das oftmals Veränderungen entgegensteht. Sollte es aber ein Ziel sein Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, dann muss das für Männer auch gelten!



Mit welcher bekannten Feministin glaubst Du, könntest Du ein Bier trinken gehen und Dich mit ihr zivilisiert über Männerpolitik zu unterhalten?
Mit welcher Feministin könntest Du das garantiert nicht? Ein Beispiel reicht, gerne aber auch mehr.



Ich könnte garantiert nicht mit Schrupp zivilisiert reden, Schwarzer, von Horst etc. fallen da auch weg. Bei einem Bier könnte ich mit Nahles, Schleswig und Co. sicherlich zivilisiert politisieren, auch wenn ich wüsste, dass selbige einen Tag später das Gegenteil von dem machen, was sie vor einer Bar sagen.



Gibt es feministische Gruppe die Du, evtl. auch nur in Teilen, unterstützen könntest?



In Teilen kann ich viele Unterstützen, wenn es z. B. um Fragen wie mehr und bessere Kinderbetreuung geht. Mir ist jedoch keine Gruppe bekannt, die ich in großen Teilen unterstützen kann. Ein Problem ist eben häufig die einseitige Ausrichtung rein auf Frauen, weshalb ich z. B. Terre de Femme bei der Beschneidung beider Geschlechter unterstützen kann, andere Gruppen aber nicht, auch wenn ich Mädchenbeschneidung ablehne.



Was ist Deiner Meinung nach der größte Fehler des Feminismus gewesen?



Das er unlogisch und egoistisch ist. Zum einen fordert er zwar gleiche Rechte, dann aber reine Frauenrechte. Hierdurch kommt es im Feminismus erst zur Gegnerschaft Männern gegenüber. Frauen verüben häusliche Gewalt, klar, aber Frauen schlagen anders. Frauen schlagen häufiger Kinder, aber schützenswert sind Frauen und Kinder, weil Frauen schlagen anders. Hier kann man dann noch Mika nehmen, die glaubt Frauen sind im Alter diskriminiert, die Männer die alle eher sterben übersieht sie einfach, wozu auch.



Welche Änderungen im Feminismus würdest Du vornehmen, damit er für Dich „akzeptabler“ erscheint?



Keine, er ist so perfekt wie er ist!

Aber wie jede politische Bewegung braucht er ein Gegengewicht das ihn zum Maßhalten zwingt. Würde es keine Gegenbewegung zur Arbeiterbewegung geben, hätten wir heute die 10h Woche bei 5-fachem Lohnausgleich und eine Arbeitslosenquote von 80%. Deshalb würde ich nicht den Feminismus ändern, ich empfinde es als wichtig unsere Bewegung zu stärken, hin zu mehr Sichtbarkeit, hin zu mehr Aktionen und politischem Druck!
Neu hinzugekommen sind











 


1 Kommentar:

  1. Meiner Meinung nach leider dieser post an ein paar Ungereimtheiten:

    1. " Doch der Feminismus, besonders nach Schwarzerlehsart, hat sich falsch entwickelt, "

    Feminismus kann, muß aber keine Frauenbewegung sein. Frauenbewegung heißt nur: Lobby für die Interessen von Frauen, Feminismus ist ein soziologische Theorie, die verschiedene Typen von Begründungen für das hierarchische Geschlechterverhältnis heranzieht - soziologische, postrukturalistische und ethnologische. Feministische Praxis kann, muß aber keine Frauenbewegung sein. Erstere findest du als um die 25 feministische Varianten bei Wikipedia. Feministische Praxis interessiert sich nur selten für femistische Theorie und ist auch nicht nur an Frauen interessiert.

    2."Wichtig war Frauen eine Möglichkeit zu geben ihr Leben frei zu bestimmen."

    Diese Möglichkeit hatten sie nur minimal später als Männer, soweit es die Rechtslage betrifft. Und warum der Verstand von Frauen durch die Gesellschaft befreit werden muß, kann ich auch nicht einsehen. Stattdessen wird hier ein sehr nebuläses Konzept von Abhängigkeit von irgendeiner in der Gesellschaft populären Meinung vertreten, daß Feministen freuen dürfte, alle anderen aber nur ratlos macht.

    3. "Vieles habe ich sogar unterstützt. Vaterschaftsurlaub ist einer der Punkte, die wir hier in Frankreich endlich zusammen mit Feministinnen durchgeboxt haben."

    Du unterscheidest nicht zwischen vom Feminismus intendierten Veränderungen und Veränderungen, die zu Zeiten des Feminismus, aber aus anderen Gründen eingetreten sind.

    4. "Aber wie jede politische Bewegung braucht er ein Gegengewicht das ihn zum Maßhalten zwingt."

    Wirklich? Stellen wir uns mal vor, wir würden die Nazis als Gegenbewegung zu den Stalinisten ansehen: Beide wären dann deiner Meinung nach politisch akzeptabel, weil sie nicht so extrem werden könnten und bei Gruppen nur halb so viele Leute umbringen würden, richtig? Dann wären sie OK und man könnte zufrieden die Balance der Kräfte genießen, ja? Ist das deine Meinung?

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